Ihr Lieben,
Nun sind schon wieder einige Monate vergangen, seitdem wir von Dunia ya Heri berichtet haben. Als erstes möchten wir uns bei all jenen bedanken, die uns unterstützen. Sowohl für bauliche Maßnahmen als auch die regelmäßigen Auslagen für den Unterhalt des Waisenheims.
Dunia ya Heri ist ein Projekt, das wir „im Glauben“ an die notwendige Unterstützung begonnen haben, und wir sind froh, dass wir diesen Glaubens-Schritt voller Zuversicht gegangen sind. Bisher konnten alle Gehälter regelmäßig zum jeweiligen Monatsende bezahlt und alle notwendigen baulichen Maßnahmen weitergeführt werden. Wir danken unserem Gott und Herrn, dessen Anliegen es ist, sich um Waisen und Witwen zu kümmern und der uns bisher so gesegnet hat, dass wir alles erhalten haben, was benötigt wurde.
Der Bau des ersten lang ersehnten Wasserturms – fast fertig
Seit Beginn des Projekts wurde die Brauchwasserversorgung mit Hilfe zweier provisorischer Wassertürme sichergestellt. Auf lose aufgestapelten Betonziegeln stehen zwei Wassertonnen aus Kunststoff. Sie haben je zwei-, bzw. fünftausend Liter Fassungsvermögen. Der Wasserdruck in den beiden Häusern, die versorgt werden, reicht gerade aus, um die Duschen, Toiletten und Waschbecken einiger- maßen nutzen zu können. Nun war entschieden worden, für den gesamten Campus zwei jeweils sieben Meter (inkl. Tank 10 Meter) hohe Türme zu errichten. Dadurch werden wir einen Wasserdruck von knapp einem Bar erreichen. Dieser wird langfristig für die Wasserversorgung des Grundstücks ausreichen.
Der erste Turm ist, bis auf die oberste Plattform fast fertig. Der Improvisationsfähigkeit unserer hiesigen Baumeister zuzusehen, er- weckt immer wieder unsere Bewunderung. Im Handumdrehen entstand aus den einfachsten Mitteln ein Gerüst von sieben Metern.
Der Turm wird mit zwei Tanks zu je 10.000 Litern ausgestattet. Diese werden für den kostengünstigen Betrieb mit Solarpumpen (dank einer großzügigen Spende der Firma Grundfos) und Photovoltaik-Panels bestückt. Der zweite Turm in der gleichen Größenordnung beendet sich in Planung und soll bis Ende 2018 fertiggestellt werden. Damit sollte das Thema „Wasserversorgung“ langfristig abgeschlossen sein. Einige der Hauptsponsoren dieser Türme sind „ADRA Luxemburg“ und „Dunia ya Heri Österreich“.
Aber selbstverständlich bedanken wir uns auch bei allen anderen Sponsoren, die mitgeholfen haben. Au- ßerdem danken wir einigen polnischen Freunden, die uns tatkräftig beim Rohbau des Turms unterstützt haben und auch bei den Statikern, die sichergestellt haben, dass der Turm nahezu erdbebensicher ist.
Weitere aktuelle bauliche Maßnahmen
Leider haben wir mit Elektroinstallationen die letzten Jahre immer wieder schlechte Erfahrungen gemacht. Seit Anfang des Jahres helfen uns drei pensionierte Freunde aus der Schweiz mit Rat und Tat und ihrer immensen Erfahrung in vielerlei baulichen Belangen. Die komplette Elektro-Solarinstallation des ersten Waisenheimgebäudes wurde neu aufgesetzt. Somit ist zum Beispiel gewährleistet, dass der 12-Volt- Solar-Kühlschrank trotz andauernden trüben Regenwetters funktioniert und uns vor ständigem Ärger wegen verdorbener Lebensmittel bewahrt.
Nebenbei entsteht, dank unserer Schweizer Freunde, eine wesentlich professionellere Werkstattausstattung der meist benötigten Maschinen. Dazu gehören eine schwere Werkbank mit Schraubstock, eine Standbohrmaschine, eine Gehrungssäge für das Zuschneiden von Stahl und Holz, ein MIG-Schweißapparat zum Schweißen von dünneren Stahlplatten, ein dreiphasiger 380-V-Generator für eine Hobelmaschine und Kreissäge sowie weiteres wichtiges Kleinwerkzeug.
Projekte für 2018
1. Das zweite Heimgebäude
Das zweite Heimgebäude, dessen Dach Ende 2017 fertiggestellt wurde, wird nun in kleinen Schritten weiter ausgebaut. Während der Regenzeit im April werden im Innenbereich die ersten Fenster und Türen gesetzt sowie alle Putzarbeiten durchgeführt. Das Gebäude ist für die nächsten 15 Waisenkinder im Alter von 6 bis 12 Jahren vorgesehen.
2. Verwalterhaus
Nun ist es fast absehbar, dass wir (als Ehepaar) aus dem Dachgeschoss des Waisenheims ausziehen können. Die Unterbringung im Waisenheim war zwar bequemer als das ursprüngliche Zelt, in dem wir eineinhalb Jahr lang ausgeharrt hatten, aber es gab uns trotzdem keine Privatsphäre, denn Küche und Badezimmer werden mit den Mamas, Volontären und Gästen geteilt. Insofern ist die Fertigstellung des Verwaltergebäudes für uns inzwischen ein wichtiges Anliegen geworden. Wir schätzen, dass wir bis Ende 2018 einziehen können. Dabei möchten wir uns ganz herzlich bedanken für die Hilfe unserer Freunde, Bekannten und der Bautrupps, die uns beim Rohbau sowie der Elektro- und Sanitärinstallation geholfen haben.
3. Ein drittes Heimgebäude
Dieses Jahr wird es noch einiges mehr zu tun geben, denn der gemeinnützige Verein „BILD hilft e. V. Ein Herz für Kinder“ wird uns finanziell beim Bau des dritten Heimgebäudes helfen. Der Bau soll im Juni beginnen und innerhalb eines Jahres abgeschlossen sein.
4. Kirche und Schule
Wir werden bald eine Primarschule für unsere Kinder benötigen. Zwei Architekturstudentinnen der Universität Stuttgart haben ein Kirchen- und Schulgebäude (inkl. Modell) als Masterarbeit für uns entworfen. Ein Team von Studenten möchte nun gemeinsam mit unseren Bauleuten das Mehrzweckgebäude auf unserem Gelände errichten, das am Wochenende als Kirche/Gemeinde und während der Woche als Grund- oder Primarschule genutzt werden kann.
Ein Teil der Baukosten wurde bereits durch eine Spendenaktion mit Unterstützung der Universität Stuttgart gesammelt.
Zwei Schritte nach Vorne und ein Schritt zurück
Leider gibt es immer wieder auch Rückschläge. Vor ca. drei Wochen entschied einer unserer Nachbarn, sein Grundstück an einem Sonntag abzubrennen. Dies ist für viele Bauern der einfachste und bequemste Weg der Rodung. Man kümmert sich dabei wenig darum, den Brand so zu legen, dass er nicht auf das Nachbargrundstück übergreifen kann, noch informiert man den Nachbarn über das Vorhaben, damit er sich für alle Fälle wappnen kann. Und so geschah das Schlimmste – und das gerade an einem Tag an dem unsere Bauarbeiter nicht anwesend waren. Trotz der Brandschleuse, die wir entlang der Grundstücksgrenze gelegt hatten, griff das Feuer auf unser Grundstück über. Ca. 1,5 Acres (ca. 6.000 qm) fielen dem Feuer zum Opfer. Leider waren davon auch einige große Mangobäume und neu gepflanzte Obstbäume betroffen. Während die großen Bäume durchaus die Chance haben zu überleben, sind doch viele ca. zwei bis drei Meter hohe Obstbäume unwiderruflich verloren. Der Nachbar ist zwar dafür verantwortlich, den Schaden zu ersetzen, aber es gibt leider auch hier einen großen Unterschied zwischen „Recht haben“ und „Recht bekommen“. Wir haben unsere Brandschleuse am Rand des Campus inzwischen auf stattliche ca. 12 Meter Breite ausgeweitet.
Volontär-Programm
Seit März hilft uns eine Bekannte aus New York. Wendy ist 19 Jahre alt und bringt den Kindern englische Lieder bei. Sie wird auch damit beginnen, ihnen Englischunterricht zu geben.
Ab Sommer 2018 werden erneut zwei Volontäre von Seiten der Bundesregierung über das „Weltwärts-Programm“, das von „ADRA Deutschland“ vermittelt wird, gesponsert. Nähere Infos zum BMZ/ ADRA-Volontär- Programm unter:
Das Wichtigste zum Schluss - Unsere Kinder
Das Wichtigste sollte in unserem Bericht nicht fehlen: Wir haben uns entschieden, unserem Frühjahrsbericht eine Information über jedes unserer Kind beizufügen. Nach wie vor werden wir jedoch – weil wir diesen Bericht sicherlich auch im Internet veröffentlichen – die Privatsphäre unserer Kinder schützen und ihre tatsächlichen Namen nicht veröffentlichen.
1. R.J. (ein Mädchen) ist als Halbwaise nun geschätzte drei Jahre alt. Es scheint, als ob sie misshandelt wurde (Schnittwunden). Ein Gerichtsverfahren ist anhängig. Das ist der Grund dafür, dass das Jugendamt sie zu uns brachte. Sie wird aufgrund der schweren Misshandlungen wahrscheinlich nicht wieder in ihre Familie zurückkehren.
2. N.K. (ein Mädchen) ist geschätzte zwei Jahre alt. Sie wurde von der Mutter mit einer Plastiktüte, in der sich ein wenig Kleidung befand, am Strand ausgesetzt und kurz darauf von Fischern gefunden. Da wir nicht wussten, wie sie heißt, mussten wir ihr einen neuen Namen geben. Die Suche nach den Eltern – wie bei den meisten unserer Findlingskinder – war bisher erfolglos. Beate (meine Frau) brach fast vor Freude in Tränen aus, als sie N. das erste Mal nach drei Monaten lachen hörte.
3. S.K. (ein Junge) ist nun geschätzte zwei Jahre alt. Er wurde von seiner Familie vor einem Waisenheim in Dar es Salaam ausgesetzt. Da jenes Waisenheim jedoch keine öffentliche Genehmigung hatte, wurde er kurz darauf vom Sozialamt zu uns gebracht. Auch ihm mussten wir einen neuen Namen geben. S. war ziemlich unterernährt und verhaltensauffällig. Erst nach ein paar Wochen begann er, in seiner Kinderkrippe nicht mehr im Knien oder Stehen einzuschlafen. Nach ein paar Monaten war er dann auch dazu bereit, ohne Probleme etwas von seinem Essen an andere Kinder abzugeben. Ihm war inzwischen bewusst: Er brauchte keine Angst mehr zu haben, zu wenig Essen zu erhalten.
4. A.L. (ein Junge) war unser erstes Waisenkind. A. ist dreieinhalb Jahre alt. Im Alter von knapp einem Jahr wurde er von seinen Eltern in einem Haus zurückgelassen, das aufgrund des Baus eines Staudammes und damit verbundener Abrissarbeiten geräumt werden musste. Er war ziemlich unterernährt. Seine Geburtsurkunde lag im Haus neben ihm, sodass wir sowohl sein Geburtsdatum als auch seinen Namen kennen. Die Eltern konnten trotz einiger Versuche bisher nicht ausfindig gemacht werden. Er ist sehr anhänglich und spricht bereits ein paar Wörter Deutsch.
5. P.D. (ein Junge) ist unser ältestes Kind. Er wird im Mai sechs Jahre alt. Seine Mutter leidet an einer Krankheit mit einer nicht sehr guten Prognose. Deshalb waren wir bereit, ihn als Halbwaisen aufzunehmen. Er wurde vor eineinhalb Jahren von einem anderen Waisenhaus an uns abgegeben. Seit Januar geht er in die Vorschule.
6. A.F. (ein Mädchen) ist zwei Jahre alt. Sie ist eine Halbwaise. Ihre Brandwunden lassen Misshandlungen vermuten. Deshalb wurde ein Gerichtsverfahren gegen eines ihrer Familienmitglieder eingeleitet. Das Sozialamt hat uns deshalb gebeten, für sie zu sorgen. Die Mutter ist noch sehr jung und kann für das Kind nicht selber sorgen.
7. J.K. (ein Junge) ist ein Findlingskind aus Dar es Salaam. Er ist schätzungsweise etwas mehr als zwei Jahre alt. Wir mussten auch ihm einen neuen Namen geben. Er ist sehr zuvorkommend und wie alle Kinder liebesbedürftig – und liebenswert.
8. R.K. (ein Mädchen) ist nun neun Monate alt. Sie war erst zwei Wochen alt, als wir sie erhielten. R. ist ein Findlingsbaby und wurde von ihrer Mutter ausgesetzt. Sie ist ein besonders fröhliches Baby und hat sich ganz toll entwickelt.
9. B.F. (ein Junge) ist drei Jahre und zwei Monate alt. Er wurde uns von einem Waisenheim in Dar es Salaam übergeben, das die Kinder nur bis zu einem Alter von maximal drei Jahren behält und dann für sie eine neue Unterkunft sucht. Er war anfangs zwar verhaltensauffällig, hat sich aber inzwischen gut bei uns eingelebt. Er ist ein aufgeweckter Junge mit viel Potential.
10. F.M. (ein Mädchen) ist nun ziemlich genau zwei Jahre alt. Sie wurde in einer Sickergrube gefunden. Auch sie hat die ersten Monate in einem anderen Waisenheim verbracht, bis sie bei uns ihr Zuhause fand. Sie hat wahrscheinlich gesundheitliche Schäden davongetragen.
11. A.K. (ein Junge) ist sechs Monate alt und kam im Alter von vier Wochen zu uns. Er ist ein Findlingsbaby, das die ersten drei Wochen im Krankenhaus verbringen musste. Wir durften auch ihm seinen Namen geben.
12. S.S. (ein Junge) kam im Alter von vier Wochen zu uns. Er ist nun vier Monate alt. Seine Eltern sind drogen- bzw. alkoholabhängig. Das ist der Grund dafür, dass er uns vom Sozialamt anvertraut wurde. Falls sich die Gesamtsituation zum Positiven wendet, darf er in Zukunft eventuell wieder zurück in seine Familie.
Die verlorene Tochter
Betty kam als Findlingskind zu uns. Sie wohnte verwahrlost bei ihrem „angeblichen Vater“, und zwar in einer Fischerhütte am Strand. Das Jugendamt wurde eingeschaltet und brachte Betty zu uns. Die klinische Untersuchung, die übrigens bei jedem Kind, das wir erhalten, durchgeführt wird, zeigte „Gott sei Dank“ keine Beeinträchtigungen. Nach ca. sechs Monaten erschien ein Ehepaar an unserem Eingangstor. Sie würden nach ihrer Tochter suchen. Das Wiedersehen war mit großer Freude verbunden. Betty erkannte sofort ihre in Tränen aufgelöste Mutter. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass Betty von einem geistesgestörten Fischer entführt worden war, der sich gegenüber dem Jugendamt als ihr Vater ausgegeben hatte. Die Eltern suchten nach ihrer Tochter in sämtlichen Waisenheimen in Dar es Salaam, bis sie schlussendlich zu uns kamen. Obwohl wir alle Betty (sie ist ein wirklich liebenswertes Mädchen, das sich auch oft um unsere ganz Kleinen gekümmert hat) vermissen, sind wir sicher, dass es ihr gut geht in der Geborgenheit ihrer Familie. Ihr tatsächlicher Name war jedoch ein anderer, als der, mit dem sie bei uns aufgenommen wurde.
Ganz aktuell: Kurz vor Fertigstellung dieses Newsletters ist uns ein dreiwöchiges Findlingsbaby, ein Mädchen, übergeben worden. Mehr Informationen mit Fotos der Kleinen werden wir im kommenden Newsletter im Spätsommer bringen.
Ein großer Dank!
Nach wie vor ist unser Hauptanliegen die Aufrechterhaltung des Betriebs des Waisenheims. Hier- für möchten alle regelmäßigen monatlichen Spenden einsetzen. Wir arbeiten zwar daran, durch Zusatzeinnahmen zukünftig eigene Gelder zu erwirtschaften (z.B. durch Einnahmen aus einem Gesundheitszentrum oder von Obstanbau). Der Zeitpunkt, ab dem wir mit diesen Zusatzeinnahmen rechnen können, ist zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht absehbar. Deshalb sind wir wir für jede monatliche Unterstützung besonders dankbar.
Größere Beträge werden wir nach wie vor für den Bau und Ausbau der bereits erwähnten Projekte des Waisenheims (des Wasserturms, des nächsten Heimgebäudes, der Grundschule, etc.) nutzen.
Mit herzlichen Grüßen und Segenswünschen
Ihr Thomas Küsel und Ihre Judith Klier